Ohne Putzfrau ist der Haushalt eine Herausforderung
Fast zwei Jahre lang hatten wir eine Putzfrau. Leider hat sie aufgehört. Aber die 8 Stunden im Monat, die sie bei uns Reinigungsarbeit geleistet hat, haben echt einen Unterschied gemacht. Den Unterschied zwischen man ist immer hinten nach zu der Haushalt läuft super. Seit einem halben Jahr sind wir jetzt einfach wieder immer einen Schritt zurück. Die täglich anfallenden Arbeiten klappen. Aber Fenster wurde seither keines geputzt, der Staub konnte an seinen Lieblingsplätzen erneut sein Lager aufschlagen und was hinter die Couch gefallen ist, hat seine einstweilige Bleibe gefunden.

Bezahlte vs. unbezahlte Care-Arbeit
Kürzlich habe ich besagte Putzfrau auf einen Kaffee getroffen. Sie arbeitet jetzt als Haushälterin. 30 Stunden die Woche kocht und putzt sie in einem gut situierten Privathaushalt. Sie erledigt Einkäufe und die Wäsche. „Als Frau über 50 habe ich als Haushälterin ohnehin die besten Chancen. Haushälterinnen werden ständig gesucht und auch ganz gut bezahlt.”, sagt sie. Ist das so? Haushälterinnen kenne ich eigentlich nur aus alten Filmen. Ich bin neugierig und schaue mir Stellenanzeigen an. Tatsächlich: Haushälterin ist kein antiquierter Job. In manchen Nobelbezirken gäbe es gleich mehrere offene Stellen zur Auswahl. Auch als gut bezahltes Kindermädchen könnte ich sofort beginnen. Die Aufgaben: Kinder vom Kindergarten abholen, mit ihnen spielen und basteln, Spielplätze und Museen besuchen, kleine Mahlzeiten zubereiten. Also all das, was ich ohnehin täglich mache. Im Gegensatz zu einer Überweisung am Ende jeden Monats wartet auf mich halt eher die Altersarmut.
24/7 unbezahlt arbeiten als Frau
In meinem Kopf will das nicht zusammen gehen: Auf der einen Seite gilt Haushaltsführung, Kinderbetreuung etc. als Job, der entlohnt werden muss und bei dem gesetzliche Urlaubs- und Pausenansprüche bestehen. Und auf der anderen Seite wird selbstverständlich hingenommen (wenn nicht gar erwartet), dass Elternteile (vornehmlich Mütter) Haushalt, Kinderbetreuung, Einkauf, Abwasch, Eventmanagement, Krankenpflege und Netzwerken gewissenhaft neben einer Erwerbsarbeit erbringen. Fünf Wochen Urlaub und 30 Minuten Pause nach sechs Arbeitsstunden gibt es für sie nicht. Nur einen beständigen Wechsel zwischen Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit. Manchmal im Minutentakt.

Equal Care Day: Warum ist Care-Arbeit so wenig wert?
Am 1.3. wird dieses Jahr erneut der Equal Care Day begangen. Auf der Website equalcareday.org steht dazu Folgendes:
Die Initiative Equal Care Day ruft Menschen, Institutionen und Verbände international dazu auf, den Aktionstag ‚Equal Care Day‘ (…) als Anlass zu nutzen, um einmal mehr auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam zu machen. Durch Veranstaltungen, Aktionen, Manifeste, Projekte aller Art, die den Fokus darauf richten, dass Care-Arbeit und Pflege, Care-Arbeiter*innen und Sich Kümmernde in unserer Gesellschaft und dem aktuellen Wirtschaftssystem allzu oft schlecht bis gar nicht honoriert werden.
(…)
Da Care-Arbeit zu 80% von Frauen geleistet wird, ist der Care Gap die Hauptursache für den Pay Gap. Doch während anlässlich des Equal Pay Day seit vielen Jahren über ungleiche Bezahlung und mögliche Lösungswege gestritten wird, wurde der Gender Care Gap mit seinen sozialen Verwerfungen bislang kaum beachtet; einen ersten Versuch, ihn zu berechnen gab es erst 2017.
Die Bildung und Erziehung von Kindern, das Pflegen von Kranken, Alten, Menschen mit Behinderung, die Mental Load im privaten Haushalt: wer pflegt und versorgt, wer kocht und füttert, wer putzt, räumt auf, wäscht und kümmert sich – und zu welchem Preis?
Die systematische Schieflage wird Frauen allzu oft und immer noch als persönliche Entscheidung zur Last gelegt. Die Aufteilung läge in der Natur der Sache, Mutterliebe und Empathie würden Mädchen eben in die Wiege gelegt. Warum aber rechtfertigt der trübe Blick in die Steinzeit die mangelnde Wertschätzung dieser Leistung? Und warum genügt dieses Narrativ, um fürsorgliche Menschen lebenslang finanziell zu benachteiligen?
Die Initiative Equal Care Day fordert eine faire Bezahlung der professionellen Pflegearbeit und eine gerechtere Verteilung der privaten Care-Arbeit sowie den Abbau struktureller Diskriminierung. Sie bietet allen, vor allem aber Organisationen, die im Umfeld Care und Pflege, Familienarbeit und Geschlechtergerechtigkeit aktiv sind, die Möglichkeit, sich gemeinsam zu engagieren und mit allen Beteiligten Lösungen zu diskutieren.
Equal Pay Day allein reicht nicht
Braucht es noch einen Aktionstag? Ist nicht gerade erst vor zwei Wochen am Equal Pay Day auf die ungerechte Bezahlung von Frauen aufmerksam gemacht worden? Ja und ja. Denn die Berichterstattung zum Equal Pay Day (die ich nicht in meiner Freizeit, sondern während meiner Chaffeurarbeit für meine Kinder gehört habe) lässt mich Jahr für Jahr den Kopf schütteln. Die vorgeschlagenen Lösungen für den Pay Gap lauten: Kinderbetreuung ausbauen und Mädchen technische und naturwissenschaftliche Berufe nahelegen. Ein Widerspruch in sich. Denn wer erbringt auch den Großteil der bezahlten Care- und somit Kinderbetreuungsarbeit? Richtig: Frauen!
Unsere Lösung: Care-Arbeit aufwerten und fair verteilen
Gerne schlagen wir als FamilienWIP folgende Lösungsansätze vor: Care-Arbeit besser bezahlen und Männer mehr Care-Arbeit nahelegen. Denn Care-Arbeit für Kinder, kranke und alte Menschen wird auch dann noch gebraucht werden, wenn es uns gelungen sein sollte, dass alle Mädchen und Frauen lieber in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Beruf arbeiten.
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